Lomographie _ Geschichte und Profil:

x Zu Beginn der 90er Jahre entdeckten ein paar Studenten eine kleine, mysteriöse, russische Kamera, die Lomo Kompact Automat, und kreierten mit ihren ersten ungewöhnlichen Schnappschuss-Aktivitäten einen neuen künstlerisch-experimentellen Fotostil: Möglichst viele Fotos - Lomographien - in möglichst unmöglichen Situationen und aus möglichst ungewohnten Positionen schießen, und diese dann möglichst billig entwickeln lassen. Das Resultat ist eine Flut von authentischen, bunten, verrückten, schrägen, ungewohnten, oft brillanten Schnappschüssen, die - auf Foto-Tableaus zu einem Meer mit tausend Lomographien zusammengefügt - durch ihre Farb- und Ausdruckskraft regelmäßig die Betrachter begeistern. Große Ausstellungen in Moskau, New York, Wien, Berlin, St. Petersburg, Havanna, Zürich, Köln, Madrid, Cairo, Tokyo und vielen anderen Städten, in denen bis zu 100.000 Lomographien gezeigt wurden, haben die Lomographie international bekannt gemacht.

Was also im Wiener Underground als fotokünstlerische Idee spontan begann, entwickelte sich zu einer breiten und internationalen soziokulturellen Bewegung. Einerseits durch die Produkte, die seither neu "entdeckt" bzw. selbst entwickelt und vertrieben wurden: Ungewöhnliche Schnappschuss-Kameras (wie z.B. 4-Linsen-Kameras), Foto-Fashion, Foto-Accessoires, Bücher usw. Andererseits durch eine Vielfalt von kulturellen Aktivitäten, die die Lomographische Gesellschaft International und die mehr als 60 sogenannten Lomographischen Botschaften (seit 1997 auch die Lomographische Botschaft Deutschland)  in 35 Ländern regelmäßig durchführen. Die eigens inaugurierten Lomographischen BotschafterInnen kümmern sich um die regionalen Lomographie-Freunde und führen alle möglichen Aktionen durch, wie z.B. Ausstellungen, Feste, Shows, lomographische Shootings und Reisen, Publikationen, internationale und lokale künstlerische Projekte und Kooperationen in den Bereichen Film, Musik und neue Medien sowie jährliche weltweit ausgetragene Veranstaltungs- und Wettbewerbsserien.


 

 

Das soziale und visuelle Credo der Lomographie hat die Funktion und Ästhetik der Fotografie in den 90er Jahren stark beeinflusst. Heute zählt die Community der Lomographinnen und Lomographen mehr als 500.000 Mitglieder weltweit, zu ihnen gehören so gewöhnliche Menschen wie du und ich, aber auch Berühmtheiten wie Brian Eno, Laurie Anderson, David Byrne, Pulp, Underworld, Helmut Lang, Moby, Robert Redford, um nur einige zu nennen. Die lomographische Idee - sei schnell, don't think, sei offen gegenüber deiner Umgebung, nimm alles auf, sammle und habe Spaß an der Kommunikation - hat sich zu einer eigenen Wahrnehmungs- und Kommunikationskultur entwickelt, die sich über das lomographische Netzwerk verbreitet. Der kreative Ansatz - die spielerisch-kreative Kombination von Low- und High-Tech und die Verknüpfung einer Kultur-Institution mit einem kommerziellen Foto- und Designunternehmen - gibt der lomographischen Bewegung eine sehr exquisite Rolle im Zeitalter der globalen und grenzenlosen (Tele-)Kommunikation mit Sprache, Text und Bild.

Wo das alles hinführt? Die Lomographische Gesellschaft bastelt, baut und tüftelt gemeinsam mit hunderttausenden, ja bald Millionen von LomographInnen immer und immer weiter an dem immerwährenden lomographischen Sisyphos-Projekt: dem LomoWeltarchiv - dem umfassendsten und vollständigsten Schnappschussarchiv aller Zeiten mit allen, ja wirklich allen verrücktesten und unmöglichsten An- und Augenblicken unserer Zeit! Wo sich dieses Archiv befindet? In den Schuhschachteln der LomographInnen, auf den Stühlen, Tischen, Kommoden und an den Decken, Böden und Wänden lomographischer Wohnungen, in lomographischen Alben, Büchern und Ausstellungen, in den Lomographischen Botschaften aller Welt, in der Zentrale der Lomographischen Gesellschaft in Wien und als höchste Form der Selektion und Konzentration online im "LomoWorldarchive" auf der weltumspannenden Kommunikations- und Informationsschaltzentrale der Lomographie: www.lomography.com. Und tatsächlich: Das Archiv wächst und wächst und wächst - täglich, stündlich, minütlich!